Kieler Nachrichten (INKIEL) 24.02.2012

Caulius sucht sein Glück

Bald soll es so weit sein, dann wird Schleswig-Holstein Dank des Ausstiegs aus dem Glücksspielstaatsvertrag das Land der Glücksspieler. Kiel könnte damit zum Las Vegas des Nordes werden. Zwar ist das rund um Kiel nicht die Wüste, sondern es sind die Kreise Rendsburg-Eckernförde und Plön - mag es dort auch teilweise ähnlich menschenleer sein. Allerdings müssen wir aber auch nicht die Eider zur Bewässerung der Stadt trockenlegen, wie es die Amerikaner mit dem Colorado River gemacht haben. Bei uns kommt das Wasser ganz von selbst aus allen Richtungen.

Natürlich müsste noch etwas investiert werden, damit Kiel an Las Vegas heranreichen kann. Die weißen Löwen von Sigfried und Roy sollen zwar schon mal im Tiergehege des Projensdorfer Gehölzes probegelegen haben. Es fehlen aber noch die Hochhäuser mit den Leuchtreklamen. Jetzt rächt es sich, dass die Kieler Nachrichten ihren Pressewurm am Gebäude am Asmus-Bremer-Platz vor einigen Jahren abgebaut haben. Das wäre doch ein Anfang gewesen. Nun muss es erst einmal das Unihochhaus rausreißen, ist doch dort traditionell auch nach Sonnenuntergang noch Licht in den oberen Stockwerken.

Inzwischen haben sich ja schon einige Sponsoren aus dem Glücksspielbereich gemeldet und auch die Kieler Woche wird unterstützt. Die gute Nachricht: Gesegelt werden soll weiterhin. Schließlich gibt es dort das tägliche Wind-Roulette auf den Außenbahnen. Meldungen jedoch, dass die Kleinkunst in der Innenstadt vollständig von Hütchenspielern übernommen wird, sind nach meinen Infos stark übertrieben.

Über Holstein und den THW müssen wir jedoch noch mal reden. Die Siege beider Mannschaften in den letzten Monaten haben viel zu wenig mit Glück zu tun. Sogar der Einzug von Holstein ins Viertelfinale des DFB-Pokals soll verdient und das Ergebnis harter Arbeit gewesen sein. Das passt so nicht in das Image einer Glücksspiel-Hauptstadt. Angebote beider Vereinsführungen, nur noch 6 aus 49 auf den Platz zu schicken, gehen nicht weit genug. Aber Rettung ist in Sicht. Klausdorf stellt die Schwentinehalle für die Heimspiele des THW zur Verfügung. Und Holstein Kiel trägt seine Partien auf der Sportanlage des TSV Altenholz aus. Dafür gehen die Sponsorengelder nun an die Sportsfreunde vom SV All-In Poker Kiel und (etwas traditioneller) Frisch-auf-Flaschendrehen. Sie werden hoffentlich die Ostseehalle und die Arena am Westring füllen. Für das entsprechende Stammblatt habe ich mich schon mal vormerken lassen.

Großen Profit wird auch das Nordmarksportfeld aus den neuen Zeiten schlagen. Jedes Wochenende stehen internationale Pferderennen auf dem Programm. Leider müssen einige der nahen Studentenwohnheime den Pferdeställen weichen. Manchmal müssen eben Opfer gebracht werden.

Überhaupt die Universität. Wer in der Stochastik-Szene kann denn etwas mit einem Christian Albrecht anfangen? Nun soll sie in Boris-Becker-Hochschule umbenannt werden - in Ehrerbietung an den großen Pokerspieler der letzten Jahre. Auch will man sich auf glückslastige Studiengänge wie Rechtswissenschaften und Soziologie konzentrieren. Die Medizin wird sich auf die sogenannten „Alternativen Heilmethoden“ spezialisieren. Dass die Studienplätze wie in den guten alten Zeiten der ZVS wieder zugelost werden, passt da gut ins Bild.

Die große Konkurrenz kommt allerdings aus dem Norden und Süden des Landes. Glückstadt und Glücksburg können mit ihren Namen punkten. Dann muss Kiel eben in den sauren Apfel beißen und in Anlehnung von Jena den Namen in „Kiel Glücksspielparadies“ ändern und der Knooper Weg wird zum Pokerweg. Sollen aber tatsächlich, wie von der Ratsversammlung erwogen, nur noch die Hausnummern 17 und 4 vergeben werden, dann wird es kompliziert mit der Postzustellung.

Aber vielleicht kommt auch alles ganz anders. Eines ist aber sicher. Das größte Glück von 240.000 Menschen ist doch, in Kiel wohnen zu dürfen.

Findet Euer und Ihr Glücksbote

Caulius